Kabarettist René Sydow sang in Lantershofen ein Loblied auf die Sprache und verteufelte das Gendern
Was für eine Wortakrobatik? Auf der Kulturlant-Bühne in Lantershofen begann das Jahresprogramm 2024 mit einem Vortrag des Kabarettisten René Sydow. Der ist nicht nur bekannt für seine komplexen Worttiraden über Politik und Gesellschaft, er lässt sich auch in keine Schublade zwängen, schon gar nicht einer politischen Richtung zuordnen. Daher erhalte er auch kaum Fernsehpräsenz, machte er den knapp 200 Gäste im Lantershofener Winzerverein klar, ohne dabei zu jammern. Denn verbiegen lasse er sich nicht.
Sydows aktuelles Programm „In ganzen Sätzen“ befasst sich mit Sprache. Mit der deutschen Sprache, auf die der Sauerländer ein zweistündiges Loblieb zu singen wußte. Und so machte er den Gästen relativ schnell klar: „Es wird ein sprachlich sehr genauer Abend.“ Sydow erzählte von einer deutschen Sprache voller Falltüren und verteufelte den „sprachlichen Straßenstrich der Datenautobahnen bei WhattsApp, Twitter und Konsorten.“ Vielmehr wurde der Abend als ein komplettes Buch dargestellt. Die Kapitel: Sprache in der Politik, Sprache als Ablenkung, politisch korrekte Sprache und Sprache des Fanatismus.
Je mehr der Abend fortschritt, umso mehr echauffierte sich Sydow. Vom eher flachen politischen Ablenker, die SPD sei auch dank des Kanzlers die „Partei des kleinen Mannes“ ging es dem Internet schnell an die Wäsche. Da sezierte der Kabarettist die „kaputtesten und schädlichsten Apps der Welt“, deren User in der Einsamkeit verblöden. Er referierte über die Dauerüberwachung mit dem ausschließlichen Nutzen für Konzerne. Da ging es um die immer Beleidigten und die Deckungsgleichheit von politischer Korrektheit und religiösem Fanatismus in der Sprache. Dabei sieht sich Sydow durchaus als Spracharbeiter, besessen vom Ziel, die Welt zu verbessern und machte im Epilog klar: „Alles ist Sprache und Sprache ist alles.“ Das Publikum in Lantershofen dankte mit langem Applaus für die oftmals überdeutlichen Worte.