Birnenkuchen mit Geheimrezepten
Der Maubich hat es als Lantershofener Spezialität bis ins Rheinische Wörterbuch geschafft
Das dritte Juliwochenende steht im Grafschafter Ort Lantershofen im Zeichen des Maubichfestes. Aber was ist Maubich überhaupt? Ein Wort, dass es immerhin bis ins Rheinische Wörterbuch geschafft hat. Zu lesen ist dort von einem „Schmier aus getrockneten Birnen, auch zum Auflegen auf Fladen.“ Was dort ebenfalls steht: „Lantesche Maubich und Maubichfresser“ seien Necknamen derer von Ahrweiler für die Lantershofener, wo der Maubich eine Spezialität sei. Als solche wird dieser Kuchen zumindest seit dem Jahr 1968 gefeiert. Damals herrschte der Überlieferung nach in der Kasse der örtlichen Junggesellen-Schützen wieder einmal gähnende Leere, so dass sich die Jugend keinen Ausflug leisten konnte. Das bestätigte auch der damalige Schriftführer Erich Althammer auf Nachfrage. Unter dem damaligen Vorsitzenden Bruno Winand wollte der Vorstand eine neue Geldquelle erschließen, und zwar mit besagtem Maubich. Damals gab es in der Gemarkung Lantershofen rund 400 Birnbäume, die besonders harten Sorten waren für den Kuchen geeignet.
Die Junggesellen machten sich Mühe, sammelten im Herbst zentnerweise Birnen ein, brachten diese in ein leerstehendes Gebäude am Ortsrand, in dem es noch ein funktionierendes Backes gab. An vielen langen Winterabenden wurden die Birnen geviertelt, entkernt, auf Holzgestellen aufgestellt und dann im vorgeheizten und danach saubergekehrten Ofen gebacken. Manchmal eine, manchmal zwei oder drei Nächte lang. War im Ofen nicht auch der letzte Rest Glut entfernt, verbrannte so manch ein Holzgestell und mit ihm die Birnenviertel. Was am Ende zäh wie Leder war, wurde bis zum Juli gelagert, dann eingeweicht, gekocht, gesiebt und mit allerlei Zutaten versehen. Es entstand eine sämige Masse mit einer grießartigen Konsistenz. Das dunkelbraune Mus kam fingerdick auf einen Hefeboden, in den Backofen und fertig war der Maubich.
Das Rezept ist zumindest laut den Lantershofener Junggesellen auch heute noch gut behütet. Es war aber in vielen Häusern bekannt und auch immer unterschiedlich. Die Farbe rührt von Zuckerrübensirup, Zucker und Salz fehlen nicht. Anis und Zimt werden als Zutaten genannt, in anderen Rezepten auch Koriander. Mittlerweile findet sich das Rezept auch im Backbuch der Ahrtalfrauen.
In dem Grafschafter Ort machen sich die Junggesellen auch heute noch Jahr für Jahr auf zur Birnenernte und bereiten die Birnenviertel vor. Mangels Backes im Ort werden diese mittlerweile in einer Bäckerei im Nachbarort Karweiler gebacken und gelagert. Dort wird auch der Kuchen produziert, der Ertrag bestimmt die Menge. In diesem Jahr waren es knapp 70 Kuchen, die Bäckermeister Eberhard Valder lieferte und die die sogenannten „Brötchesmädchen“ samt dem Vereinsvorsitzenden Clemens Queckenberg und Schützenkönig Jan Sommer am Sonntag feilboten. Vieles wurde vor Ort verzehrt, manch ein Kuchen wurde für den heimischen Verzehr gekauft. Den Junggesellen-Schützen spülte das dreitägige Maubichfest, das mit viel Musik und einem bunten Programmmix für jedes Alter aufwartete, derweil das nötige Kleingeld für den nächsten Ausflug oder die kostspielige Lambertuskirmes im September in die Kassen.