Respekt und Sorgen sind eng verbunden
Die Kirmes in Lantershofen lebt von Schützentraditionen, die Menschen dahinter sorgen sich um die Zukunft
In Lantershofen wurde die traditionsreiche Lambertuskirmes der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft gefeiert. Eine Männerkirmes, bei der sich die Frauen schon lange das Mitfeiern nicht mehr verbieten lassen. Seit dem Jahr 1928 ist der Rahmen in etwa gleich, irgendwann in den 1960er stießen die nun verheirateten Männer ehemaligen Junggesellen als Bürgergesellschaft dazu. Immer noch ist ein interner Festkommers von Bürgern und Junggesellen einer der Höhepunkte. Der lockte am Montagmorgen wieder rund 200 Herren in schwarzen Anzügen oder grünen Uniformen in den Winzersaal, wo den Traditionen bei Wein und Brötchen gefrönt werden soll. Die zahlreichen Redner brachten dabei zwei Dinge immer wieder in den Vordergrund. Da war zum einen der große Respekt, den sie dem neuen Junggesellen-Schützenkönig Florian Scholl zollte. Der Schützenkönig ist Dreh- und Angelpunkt des Festes zu Ehren des Schutzpatrons. Nur: beim Schützenfest eine Woche zuvor gab es keinen Königskandidaten. Erst spät am Abend entschieden sich Scholl und Severin Bender, auf den Vogel zu schießen, um die Traditionen erhalten zu können. Entsprechend wurde das Verhalten Scholls, der aus dem Wettstreit als Sieger hervorging, hoch gewürdigt.
Das andere Thema erschreckte die Kirmesgesellschaft, denn ganz offen wurde über die Frage geredet, wie lange dieses Fest noch in gleicher Weise gefeiert werden kann. Bislang fand sich immer eine Majestät, aber bleibt das so? „Das ist inzwischen alles andere als ein Selbstläufer“, sagte Junggesellen-Hauptmann und Kommersleiter Clemens Queckenberg und fügte hinzu, dass es ganz schnell sehr düster für die Traditionen werden könne. Dem pflichtete der Junggesellen-Chef der befreundeten Ahrweiler Jungschützen, Niklas Sebastian, zu und zählte eine ganze Reihe von Problemen bei den Rotweinstädtern auf, die allesamt dem fehlenden Nachwuchs geschuldet sind.
Auch in Lantershofen unterstützen aktuell zahlreiche „Ehemalige“ aktiv die Junggesellen, schlüpfen in Uniformen statt in die weitaus bequemere Bürger-Rolle. „Die Arbeit wird immer schwieriger“, wusste auch der neue Ortsvorsteher Marco Böhm, selbst einst Junggesellen-Hauptmann, zu berichten. Dies auch, weil sich immer weniger Personen finden, die sich über das notwendige hinaus engagieren würden. Ohne Veränderungen gehe es folglich nicht, machte Böhm klar und forderte indirekt andere Vereine zur Mitarbeit auf. Denn den veranstaltenden Junggesellen-Schützen seien in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Aufgaben aufgebürdet worden.
Den Stellenwert der Junggesellen-Schützen im Ort unterstrich Regens Volker Malburg vom örtlichen Studienhaus für Priesteramtskandidaten. Immerhin bestehen zwei Drittel des Ortsbeirat aus ehemaligen Hauptmänner der Junggesellen. Silberjubilar Markus Jüris, dem der Königsschuss von 25 Jahren gelungen war, forderte ebenfalls ein stärkeres Engagement aller ein. „Denn die Gesellschaft gibt einem dann viel mehr zurück“, so seine Erkenntnis. Und auch der scheidende Vorsitzende der Bürgervereinigung, Erich Althammer, machte klar: „Der Schützenkönig ist entscheidender Bestandteil dieser Kirmes.“
Vom offiziellen Kirmesbeginn am Sonntagmorgen werden sie in Lantershofen wohl abrücken, wenn es ein Fest für die ganze Familie sein soll und auch Schausteller gefunden werden sollen. „Geübt“ haben sie das in diesem Jahr schon Mal mit einem integrierten Familienfest zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Grafschaft. Festzüge zogen am Sonntagnachmittag durch den Ort, als nach Hochamt und Andacht weltliche Dinge folgten: die Junggesellen-Schützen paradierten im Stechschritt vor den Majestäten, hunderte Zuschauer verfolgten das Treiben.
Das Fändel wurde von Felix Wistuba geschwenkt, Fanfarenbläser traten an und ein Platzkonzert erfreute eine Menge von Zuschauern vor der Kirche. Der Festzug lockte die Menschen dann zum Winzerverein, am Kirmesplatz vergnügte sich Alt und Jung und im vollbesetzten Saal tanzten die Menschen in Anzug und Abendkleid beim Königsball zur Musik der Band „Cover Colonia.“ Nach dem Festkommers am Montagnachmittag waren wie tags zuvor wieder marschierende Junggesellen, der Fähnrich und die Fanfarenbläser im Einsatz, erneut verfolgten viele Schaulustige das Geschehen und wieder führte der Festzug zum Kirmesplatz, wo die offiziellen Feiern noch bis spät in die Nacht andauerten. Und am Dienstag bedankte sich die Bevölkerung mit vielen Ständen im Ort bei den Junggesellen-Schützen mit einem Umtrunk für deren Engagement.