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Wanderung nach Lantershofen

Büchlein Peter Oebel

Wanderungen im Ahrtal

Ausführliche Schilderungen
der hervorragendsten Punkte des Ahrtales
nach Geschichte und Landschaft

von Peter Oebel
Lantershofen, Ahr, Ostern 1914

Preis 60 Pfennig

Wanderung nach Lantershofen
<von Ahrweiler kommend>

<Seiten 39 bis 47>
<Einfügungen in den Originaltext kenntlich gemacht durch spitze Klammern>
 

In der Pfarrkirche zu Ahrweiler erblickt man am kleinen Seiteneingang rechts das gut erhaltene, in edlen Formen gehaltene, in blauem Hartschiefer gemeißelte Grabdenkmal des Ritters Kuno von Blankart. Dieser edle Junker, von dem man sagt, daß er der Stadt Ahrweiler viele Wohltaten erwiesen und auch vor seinem Tode alle Schuldverschreibungen ärmerer Leute vernichtete, ein Beispiel, welches Nachahmung verdient, und dessen Haus, der „Blankards Hof“ man noch in der Ahrstraße sehen kann, starb am 29. November 1561. Er entsproß einem alten Grafengeschlechte, das auf der Grafschaft, besonders aber in Lantershofen reicht begütert war.

Dortselbst befindet sich noch eine alte Burg, wohin wir unsere Schritte lenken wollen. Von Ahrweiler aus erreichen wir Lantershofen in einer Viertelstunde. Der nächst Weg führt durch üppige Weingärten. Bald sind wir an einer Ruhebank, bei welcher wir kurze Rast halten, um den Blick über das herrliche Tal mit dem freundlich gelegenen Städtchen schweifen zu lassen. Mit Bewunderung betrachten wir das herrliche Panorama. Oberhalb der Stadt treten plötzlich die Felsen des Ahrgebirges gleich hinter Walporzheim so enge zusammen, so daß sie unseren Blick hindern, weiter zu dringen.

Aber wir erkennen doch deutlich die romantische Schönheit des Tales, die Königen der Romantik, welche hier ihren Anfang nimmt. Stolz grüßt das schloßartige Kloster Kalvarienberg mit seinen Türmen und Türmchen zu uns herüber. Unterhalb winken die blühenden Ortschaften des Tales, jenseits der Ahr Bachem, dann das deutsche Karlsbad Neuenahr, weiter abwärts die ausgedehnten Fabrikgebäude des Apollinarisbrunnens, das mauerumkränzte Heimersheim, ja bis zur Rheinebene reicht der Blick. Gleichsam wie kühne Wächter des Tales erheben Landskrone und Berg Neuenahr ihre waldumsäumten, ruinengekrönten Häupter. Doch wir wandern weiter unserem Ziele zu. Bald sind wir auf der Höhe. Von dem mächtigen Apfelbaume aus, dicht vor dem alten Gemarkungsgrenzsteine, werfen wir nochmals einen Blick ins Ahrtal. In der Ferne winken hohe Eifelberge und jenseits des Rheines schauen die „sieben Berge“ stolz in die Lande.

Bald ist unser Ziel erreicht. Da unten, in einer kleinen Talmulde, in Obst- und Gemüsegärten versteckt, liegt Lantershofen, von dem gotischen Kirchturme und den Burggebäuden überragt, von einer gesegneten, teilweise waldumsäumten Flur umgeben.

Wir haben in Lantershofen eine alte Kulturstätte vor uns. Schon lange Zeit vor Christus soll hier eine keltische Niederlassung gewesen sein, die später von den Römern eingenommen und weiter ausgebaut wurde. Freunde aus der keltischen Zeit sowie ein im Jahre 1898 bloßgelegtes Römergrabe am „Sieghaus“ mit Münzen, Gefäßen und dem Eisenteil eines Offiziersdegens berechtigen zu der Annahme, daß dieser Ort auf ein hohes Alter zurückblickt. Dicht an demselben vorbei führte die alte Römerstraße von Cöln nach Trier, wovon noch deutliche Spuren vorhanden sind. Aus naheliegenden Gründen mochten die Römer hier eine Ansiedlung gegründet haben.

Nach der Chronik standen später sieben Höfe auf dieser Ansiedlung, die verschiedenen Herren, von Rohe zu Drove, zwei dem Dallwigk zu Flamersheim und einer dem Herrn Bourscheid zu Büllesheim zugehörig waren.

Lantershofen gehörte frühzeitig als freies Lehnsgut zum Eifelgau. Nach dem Vertrage von Mersen 870 kam es zum Herzogtum Lothringen. Eine Urkunde besagt,  daß Kaiser Heinrich II. der Heilige (1002 – 1024) den Adelsitz Lantershofen im Jahre 1012 <Richtig: 1019! TS> mit sämtlichen Aeckern, Wiesen, Waldungen, Weiden und Weingärten an den Bischof von Bamberg schenkte. Aus dieser Urkunde ersehen wir auch, daß der Weinbau hier sehr alt ist und wahrscheinlich eine größere Ausdehnung hatte als heute.

Unter Kaiser Konrad II. 1024 – 1039 bildete sich durch Trennung von Eifelgau der Aregau, in den älteste Urkunden auch Aarahgau und Uraachgau genannt, zu beiden Seiten der Ahr gelegen, wozu auch Lantershofen kam. 1158 hatte das Hochstift Lüttich Besitzungen in Lantershofen. Diese kamen später durch Tausch an das Erzstift Cöln.

Dann werden zeitweilig die Grafen von Nürburg und nach deren Aussterben die Grafen von Neuenahr als Besitzer erwähnt. Wahrscheinlich hatten sie die Güter als Lehen von Cöln. Aber auch die einzige vollständig erhaltene mittelalterliche Reichsabtei Westdeutschlands, die Prämonstratenserabtei zu Kloster Steinfeld hatte Besitzungen hierselbst. Es ist dies auch leicht anzunehmen, denn der Gaugraf Sigebodo, welcher im Jahre 912 das Kloster Steinfeld an der Urft stiftete und unter Heinrich I., dem Finkler older Vogelsteller das Grafenamt des Eifelgaues besaß, dabei sehr mächtig war, verlieh dem Kloster auch Güter.

Hadewig, die Witwe des Grafen Theoderich von Neuenahr, verpfändete die Grafschaft Neuenahr und damit auch Lantershofen ums Jahr 1300 an das Erzstift Cöln, da sie bei den schwierigen Zeitverhältnissen ihre Untertanen und die Grafschaft nicht mehr hinreichend schützen konnte. Erzbischof Siegfried von Westerburg von Cöln nahm die Grafschaft auf vier Jahre in Schutz. Dafür erhielt er alle ihre Einkünfte, Rechte, Gerichte, mit Ausnahme des Schlosses Neuenahr, der Dörfer Wadenheim und Ramersbach und des Hofes Grevel. Hadewigs Sohn, der inzwischen großjährig wurde und als Wilhelm I. seinem Vater im Grafenamte folgte, konnte die verpfändeten Güter nicht einlösen und trug sie dem Erzbischof von Cöln zum Lehen an. Seite dieser Zeit war Lantershofen ein Cölner Lehen.

Später waren die Grafen von Virneburg Besitzer des hiesigen Adelssitzes. 1545 starb Kuno, der Urenkel des Grafen Philipp von Virneburg als letzter seines Stammes und im Jahre 1546 zog Jülich das erledigte Lehen mit bewaffneter Hand. Ein. So kam Lantershofen in Jülicher Hände. Daher stammt noch die Bezeichnung „im Jeulchen“, (im Jülichen), womit Neuenahr und Umgebung gemeint ist. Heute gehören noch zwei Häuser des Dorfes zur Gemeinde Neuenahr, deren Grenzstein im Orte steht.

Das Herzogtum Jülich vererbte die Güter an die Pfalz. Laut Urkunde wurde die Grafschaft Neuenahr in dem Vergleiche zwischen Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten von Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuerburg im Jahre 1666 letzterem zugesprochen. 1702 kam der hiesige Landstrich und somit auch Lantershofen an Preußen.

Die erste Burg Lantershofen, wovon nichts Genaues mehr in Urkunden vorhanden ist, stand unterhalb vom Orte auf der „Schauer“ an der östlichen Ecke von dem Weiher. Sie war wahrscheinlich auf Resten römischen Gemäuers errichtet. Um die Gebäude war eine starke Ringmauer und außerhalb dieser ein Wassergraben. Von den Besitzern ist nichts mehr ausfindig zu machen. Nur ist bekannt, daß die Freunde des Raubritters Johann II. von Rodensburg, des Besitzers der Felsenfeste zu Neuenahr waren, welcher Johann III. von Saffenburg, den rechtmäßigen Besitzer vertrieben hatte. Zur Strafe wurde die Burg wie auch Schlß Neuenahr im Jahre 1371 von Friedrich von Saarwerden, Erzbischof von Cöln, belagert, eingenommen und nach erfolgter Ausplünderung zerstört. Sie wurde ein Raub der flammen und nichts ist mehr davon vorhanden. Im vergangenen Jahrhundert war an dieser Stelle eine Ziegelei, bei deren Anlage unter anderem Hufeisen sowie Spuren einer Ziemlich gut erhaltenen Wasserleitung vorgefunden wurden. 1378 wurde ein neue Burg in unmittelbarer Nähe der heutigen, an jener Stelle erbaut, die noch den Namen „am Blankard“ führt. Die Grafen von Blankart waren nämlich lange im  Besitze dieser Burg. Ob sie dieselbst erbauten, ist nicht zu ermitteln. Ums Jahr 1468 wird zuerst ein Graf von Blankart urkundlich erwähnt. Es waren dies ruhige friedliche Besitzer, die sich mit Eifer den landwirtschaftlichen Arbeiten widmeten. Die Bewohner des Dorfes waren denselben dienstuntertänig, zins- und zehntpflichitg. Allwöchentlich versammelten sie sich an der Kirche auf dem „Frohnhofe“, welcher Platz noch bis auf den heutigen Tag den Namen führt und jedem wurde seine in der folgenden Woche auszuführende Arbeit zugewiesen. Zu den Frondiensten gehörten z.B. Weinberge zu beschneiden, zu binden, zu entlauben, Trauben schneiden, Rahmholz im Walde zu holen und an die Stöcke zu bringen, Arbeiten in Feld, Wald, Wiesen und Weiden. Dafür erhielten sie vom Burgherren jährlich verschiedene Mahlzeiten, etliche Quart Wein, Fleisch, Eier usw. Den Weibern mußte der Herrn an einem bestimmten Tage eine volle Mahlzeit geben, was jahrelang am Montag nach Dreikönigen geschah. Die Gutsuntertänigkeit hat sich wie auch in den anderen Gutsbezirken bis gegen Anfang des 19. Jahrhunderts verhalten und endete mit dem Martinitage 1810.

Es sei noch erwähnt, daß auch große Schafherden Eigentum der Grafen waren. Letztere hatten ihre besonderen Ställe, bei denen auch die Wohnung der Schäfer war, außerhalb des Ortes an jener Stelle, die noch heute die Bezeichnung auf der „Schäfersburg“ führt.

Die Grafen von Blankart übten auch die Gerichtsbarkeit aus. Die Burgherren besaßen die Gerichtsbarkeit in „allen bürgerlichen und peinlichen Sachen, sambt Straf du Übeltätern und Aufrichtung von Galgen und Rad mit allen anderen Stucken dazu gehörig“, hieß es in der Verleihungsurkunde des Erzbischofs von Cöln. Zur Vollstreckung der Todesurteile stand nördlich von Lantershofen in der Nähe vom jetzigen Tonwerk Dr. Otto ein Galgen, welche Stelle noch den Namen, „am Lantershofener Galgen“ in den Flurkarten trägt.

Philipp von Adenau, 1518 von Johann, Graf von Manderscheid mit einem Bauerngute in Stotzheim belehnt, war vermählt mit Margaretha von Blankart. Ebenso war ein Tomberger Ritter mit einer Gräfin von Blankard verheiratet.

Die Grafen von Blankard waren stets Schutzherren der katholischen Kirche. Auch unterstützten sie Kirchen und Kapellen auf alle denkbare Art und Weise. So erzählt man sich von einer Gräfin von Blankard, welche ungeheure Wertsachen an Gold und Silber für die alte Kapelle brachte. Beim Bau der Fundamente zum neuen jetzigen Turme hat man die Glockengießstelle entdeckt.

Burg Lantershofen besaß auch Asylrechte. An solchen Orten war jeder Verbrecher sicher vor der irdischen Gerechtigkeit, wenn er sogar Kirchenraub oder Meuchelmord begangen hatte. Niemand durfte ihn antasten, wenn er sich nicht über die Grenzen hinaus begab, die ihm Sicherheit gewährte. Die meisten Kirchen und Kapellen des Mittelalters besaßen das Asylrecht, auch manche alte Adelssitze. Dieses Recht wurde im Mittelalter allgemein anerkannt. Seinen Ursprung hatte es in den Sitten und Gebräuchen des alten Germanentums, hauptsächlich in der Ehrfurcht vor den Göttern, deren Sitze als unverletzlich galten. Später zollte das Volk diesen Tribut der Ehrerbietung auch den Wohnsitzen der Fürsten und Großen. Die Dauer des Asylrechts war verschieden und erstreckte sich von drei Tagen bis auf mehrere Monate. Es war streng verpönt, dem in das Asyl geflüchteter Verbrecher Nahrung und Trank zu reichen oder sonst irgend wie behülflich zu sein. Die Geflüchteten waren deshalb fast immer nach einiger Zeit durch Hunger oder Durst gezwungen, sich den Richtern freiwillig zu stellen. Das Asylrecht des Blankard'schen  Hofgutes ist ein Beweis dafür, daß dieser Rittersitz aus uralter Zeit stammt.

Auch in Hexenprozesse ist ein Graf Blankard verwickelt gewesen.  So berichtet Hermann Löher, Schöffe in Rheinbach, später nach Amsterdam geflüchtet und als Bürger dieser Stadt gestorben, in seinen Aufzeichnungen unter anderem, daß im Juli des Jahres 1636 sieben Personen in Meckenheim verbrannt wurden, darunter ein Herr von Blankard, der ein großer Geizhals soll gewesen sein.

Lange Jahre des Friedens waren der Burg und ihren Besitzern beschieden, abgesehen von einzelnen kleinen Befehdungen. So berichtet die Chronik von kleineren Streitigkeiten und Kämpfen zwischen den Grafen von Blankard und Johann von Metternich, Herr zu Vettelhofen und Satrap zu Saffenburg. Letzterer starb 1571, seine Gemahlin, Katharina von der Leyen im Jahre 1584.

Wie das Ahrtal, so wurde auch Lantershofen und die Burg in den mittelalterlichen Kriegen und besonders im dreißigjährigen Kriege hart bedrängt. Mehrmals belagert und ausgeplündert, wurde letztere 1630 von den Schweden teilweise zerstört. Bald wurde sie wieder aufgebaut. Zur Zeit, als Ahrweiler 1642 lange eine französische Besatzung beherbergen mußte, statteten die Franzosen auch der Blankardschen Burg öfters Besuche ab. In diesem Jahre, wie auch 1646 wurde das Dorf, damals bedeutend größer als heute, es wohnten nämlich nach einer Aufzeichnung über 300 Frondienstpflichtige in demselben, als durch Brände heimgesucht. Doch scheint die Burg verschont geblieben zu sein. Ganz besonders Schreckliches hatte der Ort aber im holländischen Kriege zu ertragen. Als am 4. November des Jahre 1672 der Prinz von Aurich mit einigen Regimentern von Rheinbach aus ins Ahrtal zog, fand eine abermalige Plünderung statt. In diesem unglücklichen Kriege zogen ferner Oberst von Werdt mit münsterschen Truppen als Heerführer des Bischofs von Münster, Bernhard von Galen, ferner Maximilian Heinrich, Herzog in Bayern, Kurfürst und Erzbsichof von Köln als Bundesgenosse des Königs Ludwig XIV. von Frankreich, ferner der Prinz von Oranien, Kaiserliche und Brandenburger als Verbündete Hollands wiederholt durch hiesige Gegend. Abermals wüteten große Brände im Dorfe, das vollständig niederbrannte. Auch die Burg wurde gänzlich zerstört. Im Dorfe blieb merkwürdiger Weise ein Schweinestall vom Brande verschont, in welchen sich ein altes Mütterchen geflüchtete hatte. Die übrigen Bewohner waren teilweise getötet, zum anderen Teil geflüchtet. Flammenzeichen zeigten den Weg, welchen die wilden Scharen genommen hatten. Die Chronik des Klosters Kalvarienberg bei Ahrweiler berichtet hierüber also: „In dieser Zeit wurden alle adeligen Häuser in der Umgebung, mit Ausnahme von Landskrone und Adendorf, zerstört, alle Dörfer und Städte, mit Ausnahme von Remagen, verwüstet, Kirchen und Kapellen geplündert, die Bilder in denselben zerschlagen, die heiligen Hostien mit Füßen getreten, Kelche und andere heiligen Sachen geraubt, und das geschah von den Kaiserlichen und Spaniern nicht weniger als von den Lothrignern und Holländern“ usw. berichtet die handschriftliche Chronik damaliger Zeit die Schrecken jenes französisch-deutschen Krieges in der Ahrgegend.

Allmählich wurden auf den Trümmern wieder neue Häuser errichtet und „neues Leben blüht aus den Ruinen“. Von den ältesten Häusern des Ortes tragen verschiedene Jahreszahlen aus dieser Zeit.

Im Winter 1689/90 wurde der Ort nochmals von den Franzosen gebrandschatzt. Aber auch zur Zeit der Erniedrigung Preußens bezogen feindliche Truppen häufig hier Quartiere.  Zur Zeit, als Napoleon I. die Glocken aus den Kirchen einschmolz, wurde die hiesige größere lange Zeit in einem Hause versteckt gehalten.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts starb die Familie von Blankard aus. Ein Erbe, Freiherr von Stickenell, erbaute im Jahre 1708 die heutige Burg. Indessen ist die in viel kleinerem Maßstabe erreichtet worden. Zahlreiche Oekonomiegebäude umgaben dieselbe.

Im Laufe der beiden letzten Jahrhunderte ist der Besitz der Burg häufigem Wechsel unterworfen gewesen. Vom letzten Freiherrn von Stickenell, der unverheiratet war und welcher eine Grenzregulierung seiner sämtlichen Ländereien vornahm, von welcher noch die heutigen Grenzsteine der früheren Burggrundstücke herrühren, erbten die Herren von Vlatten sämtliche Besitzungen. Diese entstammten einem alten Geschlechte, welches einstens unter anderem ums Jahr 1000 das Schloß zu Dreiborn bei Gemünd besaß. Ein Werner von Vlatten nahm 1426 die Burg zu Altenahr bis zum Jahre 1468 vom Erzbischof von Köln, Theoderich von Mörs, als Pfand.

Ums Jahr 1800 war ein Herr von Flattich Besitzer des Rittergutes. Vom Jahre 1812 datiert ein Pachtkontrakt des Gutes zu Lantershofen zwischen Ferdinand Freiherrn von Borscheidt zu Burgbrohl, als Bevollmächtigter der von Spießischen Benefiziat-Erben und den „ehrsamen Matheis Wershofen und Johann Mmbaur“ von Lantershofen andererseits, wonach beide Letztgenannten das „von Flattichsche Hofgut zu Lantershoven auf Zehn Jahre für die Summe von vierhundertfünfzig Franks“ pachten mit der Bestimmung, daß die Wittib Schaefer von Landershoven wie vorhin gegen Ablieferung des halben Traubens die Weinberge mit dem dazu gehörigen Rahm-Wachstum behalte und selbige bei Unterverpachtung der Länderyen zu berücksichtigen sei“.

Die Familie des oben erwähnten Freiherrn von Bourscheid war seit dem 16. Jahrhudnert im Besitze der Burg zu Burgbrohl. Genannte Herren bauten von 1712 – 1731 das dortige zerstörte Schloß wieder auf.

Einige Zeit finden wir die Grafen von Wickenburg als Besitzer der Burg Lantershofen. Zur Zeit der Revolution in Oestereich 1848 verkaufte der damalige Graf von Wickenburg, Gouverneur von Seyermark sämtliche Besitzungen hierselbst an einen Herrn Bresgen. Bis in die letzten Jahrzehnte vergangenen Jahrhunderts wurden alljährlich zwölf Stiftungen für die gräfliche Familie von Wickenburg in der hiesigen Kapelle verkündet. Bresgen, welcher das ganze Anwesen für die kleine Summe von 32.000 Taler angekauft hatte, verkaufte allmählich sämtliche Liegenschaften an die Bewohner des Ortes. Von da ab können wir eigentlich erst von einem freien und selbständigen Bauernstande hierselbst reden.

Heute sind alle alten Nebengebäude der Burg verschwunden. Ebenso sind im Laufe der Zeit alle Spuren der gräflichen Zeit verloren gegangen. Nur das Wappen, hoch oben am Turme angebracht, erinnert noch an die Grafen von Blankard. Ueber dem Hauptportale sind zwei kleine Hämmer kreuzweise übereinander gelegt eingehauen. Daran knüpft sich die Sage, daß ein Schuster eine Tochter des Grafen aus den Händen der Franzosen errettete und zum Danke dieselbe als Gemahlin erhielt. Von der Burg aus, so hieß es nämlich, führten mehrere unterirdische Gänge nach außen, von denen einer an der Landskrone, der andere im Eilligt ins Freie führten. Durch einen dieser Gänge geleitete der Schuster die Grafentochter in Sicherheit, nachdem die Burg eingenommen. Damit niemand folgen konnte, hatte der Schuster den Eingang vollständig gesperrt.

Ein Beweis für das hohe Alter des Ortes bildet auch eine Urkunde aus dem Jahre 1253. Beim Abbruch der alten Kapelle fand man nämlich im Altarstein eine Urkunde, welche besagt, daß die Kapelle im Jahre 1253 vom Bischof Friedrich von Ratzeburg, der im Auftrage des Erzbischofs von Cöln, Konrad von Hochstaden, handelte, eingeweiht wurde. Besagte Konsekrationsurkunde des alten Altars der abgebrochenen Kapelle mit dem Siegel des Konsekrators ist jetzt im Ahrgau-Museum zu Ahrweiler.

Von den beiden Glocken stammt die älteste aus dem Jahre 1458. Sie trägt die Inschrift: „Ursula heischen ich, zu Ehren Godes loden ich.“ Die größere Glocke trägt folgende Inschrift: „Zu Ehren St. Nikolaus und Ursula, Patronen in Landershofen. M. Peter und sein Sohn Engelbert Fuchs in Cöln haben mich 1724 gegossen.“

Wer nach Besichtigung des Ortes eine Stärkung wünscht, besuche die altrenommierten Gasthäuser Krupp <nachfolgend Görres, heute Gasthaus zur Post Inhaber Jana und Albrecht Weidel> oder Wershofen <Haus unterhalb der Raiffeisenbank> , oder wende sich zu den stattlichen Gebäuden des Winzervereins, der in seinen Kellern einen ausgezeichneten Tropfen birgt.

Bevor wir von Lantershofen scheiden, wollen wir noch die Tonwerke Dr. Otto besuchen. Eine erstaunliche große Frabrikanlage mit über 100 Arbeitern ist hier in dem letzten Jahrzehnt wie ein Pilz aus der Erde geschossen. Zwei 50 Meter hohe Schornsteine weisen schon von ferne hin auf die Stätte deutschen Fleißes. Wir können uns hier ein Bild von Werdegang der Schamottesteine machen, wie überhaupt die ganzen maschinellen Anlagen und Einrichtungen sehr interessant sind. Nach Besichtigung der Werke, die gerne vom Betriebsführer gestattet wird, führt uns der Weg zunächst durch frischen, grünen Laubwald auf die Straße Bölingen-Ahrweiler und nun sind wir in 20 Minuten wieder unten im Tale.